Ich möchte diese Zeilen nutzen um ein wenig zu orakeln, was die Fußballwelt in zwanzig Jahren zu bieten hat. Wer dachte denn vor dreißig Jahren – eine Zeit als die Hosen noch kurz, die Mähnen lang, die Gehälter klein und Schienbeinschoner ausgewiesenes Equipment des Damenfußballs waren – dass das runde Leder irgendwann von einem kleinwüchsigen Argentinier und einem gutgeschmierten Portugiesen beherrscht wird.
Über was könnte SPOX im Jahr 2033 berichten, sofern die SPOXische Community bis dahin nicht die Weltherrschaft an sich gerissen hat?

1. Weltverbessernde Biosalat-Esser verbieten den Fußball. Der Wettbewerbsgedanke passe nicht mehr in die Zeit und zerstöre den Charakter der Menschen. Außerdem sei es für sie unverständlich, inwiefern Mitte-Zwanzigjährige für das pure Sein und die individuelle Existenz die Bestätigung eines Spiels benötigen. Schlussendlich wird eine UN-Konvention erlassen, die das Fußballspiel moralisch ächtet. Alle Mitglieder der Vereinten Nationen erlassen daraufhin Verbotsgesetze. Somit ist Fußball nur noch in Nordkorea erlaubt.

2. Sollte das Vorgenannte nicht eintreffen, so wird der ganze Wahnsinn weitergehen. In den 90ern verdienten Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg rund 4 Mio. DM (ca. 2 Mio. Euro). Um 2010 verdienten die Spitzenspieler der Bundesliga bereits 10 Mio. Euro. Proportional gerechnet bekommt ein Topspieler 2030 50 Mio. Jahressalär.

3. Die Generation der 2010er blickt natürlich mit Neid auf die hohen Verdienstmöglichkeiten, die die Akteure mittlerweile haben. Ein Ronaldo wird mit seinem Modelabel CR7 erfolgreicher Unternehmer. Vor allem die Modelinie für Transvestiten und metrosexuelle Sportler ist ein Umsatzschlager. Dauerkonkurrent Lionel Messi eifert dem anderen argentinischen Volkshelden nach und steigt ins lukrative Drogengeschäft ein. David Beckham produziert eine erfolgreiche Reality-Show, die praktischerweise direkt in seinem Haus gedreht wird. Kevin-Prince Boateng erhält die Professorenwürde und ist geschätzter Redner zu den Themen Rassismus und Blutgrätschen. Mit Michael Ballack verbindet ihn eine innige Feindschaft. Der Capitano scheitert mit allen seinen Vorhaben (einschließlich Abschiedsspiel) nach seiner aktiven Karriere, wofür seiner Meinung nach Jogi Löw die Schuld trägt. Er verbringt seinen Lebensabend in einer Holzhütte im Erzgebirge. Anderen ehemaligen Nationalspielern ergeht es da besser. Lukas Podolski eröffnet mehrere Diskotheken in Köln. Kevin Großkreutz wird Oberbürgermeister von Dortmund. Bastian Schweinsteiger, Mario Gomez und Franck Ribery übernehmen als Trio die Chefetage des FC Bayern. Während der Bauchumfang des einen durch den regelmäßigen Verzehr von Bratwürsten enorm wächst, schaut der zweite immer grimmig auf der Tribüne die Partien an und der dritte wird Ehrenpräsident und verführt die weiblichen Angestellten der Geschäftsstelle in der Säbener Straße. Philipp Lahm bleibt weiter der Biedermann und übernimmt das Amt des DFB-Präsidenten.

4. Apropos DFB. Das äußere Erscheinungsbild des Fußballs wird gründlich aufpoliert. Wer ins Stadion möchte, muss zuvor ein lupenreines polizeiliches Führungszeugnis abgeben. Den Trainern wird das Tragen von Trainingsanzügen und Kappen verboten. Daraufhin gerät Trainerlegende Jürgen Klopp in Rage, fährt in die DFB-Zentrale und brüllt alle Mitarbeiter in Grund und Boden. Da ihm gleichzeitig die Nötigung von 4. Offiziellen in 58 Fällen nachgewiesen wird, muss Klopp 100 Sozialstunden als Platzwart im Stadion auf Schalke ableisten.

5. Stichwort Platzwart. Zwanzig Jahre versucht Lothar Matthäus vergebens deutscher Nationaltrainer, geschweige denn Greenkeeper in der Bayern-Arena zu werden. Er kam seinem Ziel zwischenzeitlich sehr nah, als er für zwei Monate den Rasen im neuen Grünwalder Stadion (neuer Name: Qatar Airlines Arena) mähen durfte. Nebenbei startete Matthäus eine erfolgreiche Karriere mit osteuropäischen Bordellen und Stundenhotels im mittleren Preissegment. „Man braucht praktische Erfahrung im Business", lautet seine Erfolgsformel.

6. Der Weltverband weitet in exzessiver Form die Regelbeurteilung aus. Ein vierter Offizieller ist somit selbst in der Kreisliga vorgeschrieben. Dort kümmert er sich vornehmlich darum, dass die anwesenden Zuschauer ihre eigene alkoholische Flüssigkeitsaufnahme sowie –abgabe richtig koordinieren.
Im internationalen Fußball gibt es neben dem Schiedsrichter zwei Linienrichter, zwei Torrichter, vier Eckfahnenrichter, zwei Offizielle an den Außenlinien (einer pro Auswechselbank) sowie ein siebenköpfiges Gespann, dass auf der Tribüne die Videobeweise bewertet. Manche Europapokalspiele dauern deshalb über zweieinhalb Stunden.

7. Im Europapokal sind die beherrschenden Mannschaften Al-Arabi Paris und Anzhi Makhachkala. Die Bundesliga wird dominiert von TSV Qatari 1860 München, RedBull Leipzig und Gazprom 04 Schalke. Die Finals in der Champions League sind für den normalen mitteleuropäischen Fan unerreichbare Ziele, da die meisten Endspiel mittlerweile in Astana oder Baku stattfinden. Berlin bewirbt sich mehrmals vergebens, da die Sanierung der VIP-Logen im Olympiastadion rund vier Dekaden dauert.

8.Noch ein paar Randbemerkungen: Durch zahlreiche Foul- und Handspiele werden die Hände aller Spieler auf den Rücken gebunden und der Fußball wird zum Non-Contact-Sport erklärt. Außerdem führt man Auszeiten ein, die in den unteren Klassen vor allem zum Bier holen und in den Profiligen für Werbepausen genutzt werden, sodass ein Bundesligaspiel mittlerweile aus zweieinhalb Stunden Fußball und zwei Stunden Werbung besteht.

(Nur damit es nicht unerwähnt bleibt: Es besteht weiterhin die Möglichkeit, dass die Community von Spox die Weltherrschaft an sich reißt. In diesem Fall ersetzt der Blog-Pokal den Pulitzer-Preis.)